- Stetl
- Stẹtl:↑ Schtetl.
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Stetl,Schtetl, ursprünglich jiddische Eigenbezeichnung für solche Kleinstädte im Westen des früheren Russischen Reichs (v. a. Litauen, Polen, Ukraine) und im Osten von Österreich-Ungarn (v. a. Galizien), in denen die jüdische Einwohnerschaft ihre eigene gesellschaftliche Struktur und kulturelle Prägung mit starker Betonung religiöser Traditionen und Institutionen (z. B. des Chassidismus) auch unter prekären wirtschaftlichen Bedingungen entwickeln und zum Teil über den Ersten Weltkrieg hinaus bis zum Holocaust bewahren konnte. Moderne Denkeinflüsse wie die Aufklärung und soziale Erschütterungen durch Industrialisierung, Proletarisierung und Massenauswanderung ließen das Stetl einerseits als rückständig, anderseits als gefährdete Heimat erscheinen. In der modernen jiddischen wie der jüdisch-amerikanischen Literatur ist der Traditionalismus des Stetls bevorzugter Gegenstand satirisch-kritischer Auseinandersetzung. Übersetzungen jiddischer Werke, musikalische Folklore (u. a. Klezmer) und die Bildwelt M. Chagalls schufen dem Stetl ein vielfältiges, meist nostalgisch getöntes Nachleben.* * *
Schtẹ|tl, Stetl, das; -s, - [jidd. schtetel < mhd. stetel = kleine Stadt] (früher): überwiegend von Juden bewohnter Ort (in Osteuropa), in dem die Bevölkerung ihren eigenen jüdischen Traditionen lebt.————————Stẹtl: ↑Schtetl.
Universal-Lexikon. 2012.